„Familienpflege“ und „aktivere Krankenbehandlung“:
Eine multiperspektivische Betrachtung der Arbeitstherapie im Alltag psychiatrischer Anstalten
der 1920er Jahre

Nähstube in der Staatskrankenanstalt Langenhorn um 1928, Staatsarchiv Hamburg, Langenhorn, Bestand 141-19, Sig. 06
Am Beispiel der PatientInnenarbeit, die in den 1920er Jahren mit Konzepten wie der „aktiveren Krankenbehandlung“ und der „Familienpflege“ kontinuierlich ausgebaut wurde, beleuchtet das Forschungsprojekt das Ineinandergreifen ökonomischer und sozialpolitischer Gegebenheiten, medizinischer Konzepte und kultureller Deutungsmuster in psychiatrischen Anstalten jener Jahre.
Es geht der Frage nach, welche Spuren diese Verflechtungen im Anstaltsalltag bzw. im Alltag der Pflegefamilien hinterließen, wie sich diese in der internen und externen Kommunikation der Anstaltsleitung manifestierten und wie sie im Wahrnehmen, Denken und Handeln der PatientInnen reflektiert wurden.

„500 Tausend Mark Schein“, mit ausgezupften roten Fäden bestickter Flicken der Schneiderin Wilhelmine P., um 1932,
Staatsarchiv Hamburg, Staatskrankenanstalt Langenhorn 352-8/7, Sig. 1609 (Abl. 1995/2)
Als Quellengrundlage werden Krankenakten und Selbstzeugnisse (Briefe, Lebensbeschreibungen, Zeichnungen) der PatientInnen sowie Verwaltungsakten qualitativ ausgewertet. Ein Vergleich der beiden Modelle der Arbeitstherapie und der Familienpflege wird durch die Bezugnahme auf die Quellenbestände zweier Anstalten ermöglicht: Es handelt sich dabei um die als landwirtschaftliche Kolonie geführte Krankenanstalt Langenhorn bei Hamburg, die arbeitstherapeutische Maßnahmen in großem Ausmaß durchführte, sowie die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Uchtspringe in Sachsen-Anhalt, die auf Familienpflege ausgerichtet war.
DFG- Drittmittelprojekt
Laufzeit: 02/2012-01/2015
Projektleitung: Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach